Orlacs Hände

Körperlichkeit und Identität war der Titel meiner Examensarbeit. Mehrere Wochen hospitierte ich dafür in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und führte viele Gespräche mit Patienten nach einer Transplantation oder einer Amputation. Im Laufe der Gespräche zeigte sich, dass es eine Frage gab, die sich die Patienten gegenüber den Ärzten nicht zu stellen trauten. Nämlich was mit den abgetrennten Körperteilen geschieht. Die naturwissenschaftliche Antwort darauf, dass die Körperteile als Klinikmüll verbrannt werden, war weniger interessant für die Betroffenen. Viel mehr stellte sich die Frage, wie es im Himmel aussehen mag. Muss die interviewte Dame mit amputierten Bein in alle Ewigkeit durch Gottes Reich hüpfen oder wartet ihr Bein auf Sie oder bekommt sie ein neues? und auch die Frage, ob sie denn weniger sie selbst sei, wo ihr nun doch ein gar nicht so kleiner Teil ihres Körpers fehlt.

Es war spannend. Und es war auch etwas absurd.

Da eine Examensarbeit meistens nur vom Verfasser und den jeweiligen Prüfern gelesen wird, sollte die viele Arbeit und Mühe wenigstens zu einem Gottesdienst führen.

Als Kulturbeitrag vertonte Nando Rodriguez den Stummfilm Orlacs Hände live in der Martin-Luther-Kirche in Hoya. Und um das ganze noch etwas aufzupeppen liehen wir uns von den Berliner Pyrophonikern einen Heater, die Kammermusikversion der LARGE HOT PIPE ORGAN - der größten Orgel der Welt die mittels Propangasexplosion Töne erzeugt.

Sie können die Predigt hier als pdf Downloaden