Eine Geschichte - Zwei Wege

Ein gemeinsamer Gottesdienst von Christen und Yeziden

Im Dezember haben wir den Versuch gestartet, ob ein yezidisch-christlicher Gottesdienst möglich sei. Ein spannender Abend war es.

Und für mich ein Abend, an dem ich die eigenen Selbstverständlichkeiten vor Augen geführt bekommen habe.

Nach der Vorankündigung entspann sich in den sozialen Medien eine spannende Diskussion um die Frage (die übrigens allem inhaltlichen Dissens zum Trotz von allen Beteiligten sehr höflich geführt wurde). Von einigen Christen wurde die Meinung geäußert, dass ein gemeinsamer Gottesdienst mit Yeziden nicht möglich sei. Ich glaube, dass der christliche Teil der Gottesdienstbesucher nach dem Gottesdienst ausnahmslos der Meinung waren, dass dies sehr wohl möglich ist und sie einem solchen gerade beigewohnt haben.

Die Frage, ob ein gemeinsamer Gottesdienst denn auch von yezidischer Seite möglich ist hatte ich mir im Vorfeld gar nicht gestellt. Und auch wenn es ein sehr netter und spannender Gottesdienst war, glaube ich, dass einige der yezidischen Besucher die Kirche in Hoya verließen mit der Ansicht, dass es wohl nicht so einfach möglich ist mit Christen – oder vielmehr mit Protestanten – einen gemeinsamen Gottesdienst zu feiern.

Ein wenig liegt die Schuld dafür bei mir und dem Konzept der Kulturgottesdienste.

Es sollte kein Abend des kleinsten gemeinsamen Nenners werden, sondern ein Nebeneinanderbetrachten der jeweiligen Religion, wie sie ihrem eigenen Selbstverständnis nach sind. Und eines ist mir im Protestantismus sehr wichtig und zwar die Dinge beim Namen nennen zu dürfen. Da der Inhalt des Gottesdienstes die beiden Überlieferungen vom gefallenen Engel war gebrauchte ich in der Predigt mehrfach das Wo

Diese können sie hier als pdf downloadenrt Teufel – und das Aussprechen dieses Wortes ist für Yeziden ein Tabu. Aber wie soll man über etwas reden, wenn man es nicht benennen darf? Und so hätte ich entweder das Konzept der Kulturgottesdienste über Bord werfen müssen zugunsten einer Höflichkeit des kleinsten gemeinsamen Nenners oder das Risiko in Kauf nehmen, dass die Nennung des Teufels von einigen Besuchern als ein Affront wahrgenommen wird.

Der Abend ist nicht im Streit geendet und freundlich und fröhlich konnten wir uns nach netten Gesprächen im Anschluss verabschieden – aber vielleicht war es nun nicht für alle ein gemeinsamer Gottesdienst.

 

Da ein Gemeindegottesdienst bei den Yeziden keine wirkliche Tradition ist und noch viel mehr da unsere protestantische Wertstellung der Predigt, nicht von allen Religionen in gleicher Weise ins Zentrum gestellt wird, war der Predigtbeitrag der Yeziden sehr kurz und ohne Manuskript. So kann ich Ihnen leider nur die protestantische Predigt in Textform senden.

Diese können sie hier als pdf downloaden

 

 

Download
Eine Geschichte - Zwei Wege.pdf
Adobe Acrobat Dokument 315.7 KB