Eine Weihnachtsrevue

Weihnachten ist ein christliches Fest. Aber wer ehrlich auf den Dezember schaut, sollte vielleicht sagen: Weihnachten ist AUCH ein christliches Fest.

In unserer Adventsausgabe schauen wir mal, was denn in der Weihnachtszeit von den Säkularen kulturell geboten wird.

 

 

 

Predigt

 

Ho Ho Ho, Fröhliche Weihnachten

 

Liebe Gemeinde

 

 

 

Und schon habe ich den ersten Fehler gemacht.

 

Einen doppelten sogar. Denn als Christ sagt man das erst am 24. Dezember. Vorher ist Advent.

 

Und für die Säkularen, die nicht an die Daten gebunden sind, heißt es mittlerweile auch nicht mehr fröhliche Weihnachten sondern Merry Christmas.

 

 Und weil in Christmas das Wort Christus versteckt ist, wird das auch noch oft mit X geschrieben.

 

Ich war zur Vorbereitung für heute Abend in einer Menge Geschäfte und habe mir Weihnachtsdekoration angeschaut.

Und an diesem wunderschönen Weihnachtsflamingo konnte ich nicht vorbeigehen. Denn der hat mein Herz berührt und mir die Hoffnung vermittelt, dass Gott seinen eigenen Sohn auf die Welt gesandt hat, um uns zu erlösen.

 In diesem Flamingo wird offenbar, dass auch in dunkelster Nacht ein Stern unseren Weg erhellt und das im tiefsten Elend irgendwo ein Stall von Bethlehem auch auf uns wartet.

 Dieser Flamingo ist für mich Symbol der Hoffnung, Zeichen der Besinnlichkeit und das Sinnbild der Liebe, die stärker ist als der Egoismus unserer Welt.

 

Amen

 

 

 Es gab in den Geschäften nicht nur diesen Flamingo. Die Auswahl an Christmas-Deko scheint schier unendlich. Was ich jedoch nicht gefunden habe in den Deko-Abteilungen, und zwar in keiner einzigen der zehn Geschäfte, in denen ich meine Recherche durchgeführt habe, was ich nicht gefunden habe, war irgendeine Dekoration, die etwas mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun hat.

 

Nicht eine einzige Krippe wurde feilgeboten.

 

Und wenn es vor ein paar Jahren noch Engel in jeglicher Ausführung gab, so sind die mittlerweile von den Weihnachtswichteln abgelöst worden. Selbst die Weihnachtsmannfiguren sind selten geworden.

 

Und auch beim Baumschmuck wird alles Mögliche an die Tannenzweige gehängt, ohne dass ich da noch einen Bezug zu der Geschichte, um die es eigentlich geht, finden kann.

 

 Vor ein paar Jahren war der Aufmacher der Berliner Zeitung der alljährliche Weihnachtsskandal. Der gehört dazu. Alle Jahre wieder. In dem Jahr war mein ehemaliger Chef vom Circus der Auslöser. Er hatte den Auftrag bekommen, einen Weihnachtsbaum für den Weihnachtsmarkt am Breitscheitplatz zu bauen. (www.pyromancer.de/x-mess-tree.html)

 

Und so stand in jenem Jahr ein Weihnachtsbaum aus Gerüststangen dort, behängt mit einer Menge Schrott und an Stelle von Lichterketten hatte mein Chef seine Flammenwerfer als Kerzenersatz drangebaut.

 

Und im Viertelstundentakt hieß es dann: Feuer frei.

 

Na, da war dann aber was los.

 

Selbst der päpstliche Gesandte in Berlin schrieb einen Leserbrief und erklärte den „Baum“ zum Untergang des Abendlandes.

Ich habe mir nicht nur den Weihnachtsbaum angeschaut. Ich bin auch über den Weihnachtsmarkt am Breitscheitplatz gegangen.

 

Und danach habe ich die Aufregung nicht mehr nachvollziehen können. Denn der Feuer- und Schrottweihnachtsbaum war auf diesem großen Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche das einzige, das überhaupt noch einen Bezug zu einem christlichen Weihnachten hatte.

 

Und die Idee, mit diesem Weihnachtsbaum eine Kritik an der Konsumorientierung des Weihnachtsmarktes zu üben, wurde nicht einmal wahrgenommen.

 Das einzige mit Inhalt - zu dem man stehen kann wie man will - war der große Aufreger und der alljährliche Weihnachtseklat der Berliner Zeitung.

 

Vielleicht hätte mein katholischer Kollege als Gesandter des Papstes eher die Beobachtung eines, vom Feuerbaum mal abgesehen, völlig sinnentleerten Weihnachtsmarktes zum Zentrum seines Leserbriefes machen sollen.

 

Ein paar Lieder haben sie heute bereits gehört. Und ich bin mir sicher jedes dieser Lieder kam in der letzten Woche bei Ihnen aus den Lautsprechern ihres Radios getönt. Wir haben die großen Hits rausgesucht.

 

Wenn ich für die Kulturgottesdienste mich mit säkularen Formen der Sinnstiftung auseinandersetze, dann lasse ich die gleiche Sorgfalt walten, die ich im Studium für die biblischen Texte gelernt habe. Heute war das nicht nötig. Keines dieser Lieder muss ich ihnen auslegen. Alles was in diesen Texten steckt ist an der Oberfläche. Es gibt bei diesen säkularen Christmas-Songs keine hintergründigen Aussagen. Und keinerlei Bezug zur frohen Botschaft von der Geburt unseres Heilandes.

 

Mariah Carey ist mit ihrem „All I want for Christmas is you“ auch völlig ehrlich. Hauptsache der Kerl, den sie toll findet, ist an dem Abend da. Und auch Eartha Kitt mit Santa Baby hat diese Ehrlichkeit. Ein Auto, ein Diamantring und vielleicht ein Zweifamilienhaus.

 

Ein ganz klein bisschen von dem was zu Weihnachten mal gehörte ist bei Eartha Kitt aber doch zu finden. Die Verbindung von guten Betragen das Jahr über mit der Selbstverständlichkeit dass einem das dann gefälligst Geschenke einzubringen hat.

 

Last Christmas von Wham, alles was da von Weihnachten drinsteckt ist der Punkt, dass es eine besonders emotionale Zeit des Jahres ist und die Erwartungen höher und die Enttäuschung dann besonders groß.

 

 Ich bin die Texte dieser und vieler anderer Lieder durchgegangen. Und dabei habe ich etwas entdeckt. Das sind gar keine Weihnachtslieder. Das sind – falls man das so sagen kann - Adventslieder. Sie alle singen von der Erwartung an Weihnachten. Alle Lieder werden vor Weihnachten gesungen.

 

Es geht darum, was beim nächsten Weihnachten sein soll.

 

Es geht nur um Erwartungen. Worauf die sich auch immer gründen.

 

Das haben wir in den christlichen Adventsliedern auch. Lieder über das was kommen wird. Wenn sie ins Gesangbuch schauen, dann könnten sie sehen, dass wir in der Kirche da scharf trennen zwischen Advent und Weihnachten. Die Weihnachtslieder besingen dann wirklich Weihnachten. Die Zeit der Vorbereitung ist dann vorbei.

 

Und spätestens dann versagen die säkularen Lieder. Denn dann geht es nicht mehr um Erwartung, sondern um Erfüllung.

 

Und so sehr man sich auch über die Geschenke unterm Baum freuen kann, das reicht alleine nicht aus.

 

Wenn ich zurückdenke an alle Weihnachten meines Lebens, dann waren es die Jahre, die mir am stärksten in Erinnerung geblieben sind, die nicht leicht waren.

 

Das erste Weihnachtsfest ohne meine Familie. Ich hatte damals meinen Zivildienst in einer Drogenberatung gemacht und habe den Heiligen Abend mit Junkies Prostituierten und Kleinkriminellen verbracht. Es war eines der schönsten Weihnachten die ich erlebt habe. In diesem Jahr habe ich verstanden, was es heißt nicht alleine sein zu müssen. Den Wert von einem Dach überm Kopf und nicht unter einer Brücke frieren zu müssen, wie es das Schicksal unserer Klienten ohne unsere Weihnachtsfeier in der Drogenberatung sonst gewesen wäre. Und für mich, der ich meine Familie und all das Bekannte und Gewohnte von Weihnachten vermisste, war es genauso Gemeinschaft und ein bisschen der Stall von Bethlehem wie für die bunte Mischung menschlichen Elends, die mit mir am Tische saß.

 

Oder das Jahr, in dem meine Kinder nach meiner Scheidung zum ersten Mal an Heiligabend zu ihrer Mutter gefahren sind.

 Was war ich rückwirkend froh darüber, den 18.00 Uhr Gottesdienst übernommen zu haben und nicht zur Bescherungszeit ohne meine Kinder in der Bude hocken zu müssen.

 

Die Jahre, in denen ich meine eigne Bedürftigkeit erleben musste, waren die Weihnachten, in denen der Stern in der Nacht umso heller leuchtete.

 

Und anders als die säkularen Weihnachtslieder, die in ihrem Spannungsbogen vor Weihnachten abbrechen und sich nicht der Frage der Erfüllung all der adventlichen Erwartungen stellen müssen, hat das christliche Weihnachten zumindest in diesen beiden Jahren gezeigt, welch ein Trost darin zu finden ist.

 

Und noch etwas unterscheidet die Weihnachtslieder unseres Gesangbuches vom Gedudel der Weihnachtsmärkte. Säkulares Weihnachten ist spätestens am 26. Dezember vorbei und dann wird bis zum nächsten Jahr alles wieder eingemottet.

 

Christliches Weihnachten ist dagegen ein Anfang. Es ist der Beginn der frohen Botschaft.

 

Es hat sich viel geändert in den 20 Jahren seit ich meinen Dienst an Heiligabenden tue.

 Früher gab es eine Mischform. Auch in meiner Kindheit gab es Weihnachtstraditionen, die nicht dezidiert christlich waren. O Tannenbaum wurde gesungen und darin lässt sich kein biblisches Wort finden.

 

Aber O Tannenbaum war eingebunden in die Grunderzählung der Weihnachtstage. Und mit dem letzten Vers

 

„O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
Gibt Mut und Kraft zu jeder Zeit!“

 

ist zumindest ein Verweis auf ein Motiv der Weihnachtstage gegeben.

 

 Ich könnte jetzt rumheulen und beklagen, dass Weihnachten doch in unserem Land den Bach runtergeht, dass alles so entkirchlicht und entchristlicht ist. Dass es doch nur noch um Konsum gehen würde.

 

Das kriegen sie von der AfD zu hören. Da wird behauptet, das es in unserem Land Märkte gäbe, die nicht mehr Weihnachtsmärkte heißen würden, sondern Wintermärkte.

 Ich fände diese Umbenennung gar nicht schlecht. Das wäre zumindest ehrlich. Und die Süßigkeitshersteller sind seit Jahren so ehrlich und verkaufen all die Lebkuchen ab dem ersten Septemberwochenende unter dem Begriff Herbstgebäck.

 

 Solche Begrifflichkeiten wären ehrlich. Und ich glaube, damit würde das, was wir mit einem religiösem Weihnachtsfest verbinden, wieder deutlicher. Und dann müsste ich mich auch nicht über diesen Flamingo ärgern.

 Wenn wir das trennen könnten, würde allerdings auf Sie eine Aufgabe zukommen. Nämlich dafür zu sorgen, dass ein religiös begründetes Weihnachten auch gelebt wird.

 

Dann müssten sie ihre Kinder daran erinnern, mit ihren Enkeln zum Krippenspiel zu gehen. Oder am Heiligabend vor der Bescherung darauf bestehen, dass eines der Enkel die Weihnachtsgeschichte nach Lukas liest, bevor es ans Auspacken geht.

 

Es ist dann auch ihre Aufgabe, dass es nicht in Vergessenheit gerät, dass man ja auch o du Fröhliche oder Stille Nacht singen kann wenn man die Kerzen am Baum entzündet. Dann sollten sie die Krippe, die vielleicht seit Jahren unaufgebaut im Keller liegt, wieder aufstellen.

 

Ich habe keine Lust über die Säkularen zu schimpfen und denen die Schuld daran zu geben, dass Weihnachten immer weniger mit dem Christentum zu tun hat. Die Schuld daran haben nicht die Säkularen, sondern wir selbst.

 Und wenn es wirklich darauf ankommt, dann greifen auch die Säkularen auf die frohe Botschaft zurück. Wenn es entscheidend wird, dann wird offenbar, dass ein säkulares Weihnachten keinen Trost bietet.

 

Als am 19. Dezember 2016 ein Terrorist mit einem LKW 12 Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin tötete, da titelte die Tageszeitung über die gesamte Titelseite nur drei Worte:

 

Fürchte dich nicht.

 

Angesichts des Terrors war das einzige, was die Journalisten dagegensetzen konnten die Worte des Engels an die Hirten.

 

 Weihnachten ist nicht ohne Grund in die dunkle Zeit gesetzt worden. Je tiefer die Nacht, desto heller leuchtet der Stern. JE finsterer es ist in den Seelen und Gemütern, desto strahlender kann eine einzige Kerze Hoffnung bringen.

 Als es 2016 nach dem Attentat wirklich darauf ankam, hat niemand Trost gesucht bei George Michael oder Mariah Carey. Da half kein Wichtel oder Flamingo. Sondern das, was wir um unserer Selbst willen nicht in Vergessenheit geraten lassen sollten:

 

 Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

 Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.

 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.

 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

 

 

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.

 

Amen